Schichtarbeit als Gesundheitsgefahr

Die Schichtarbeit ist in Deutschland ein verbreitetes Arbeitszeitmodell. Dabei befeuern vor allem mögliche gesundheitliche Auswirkungen die Debatte um die Gefahr, die von Schichtarbeit ausgeht. Wir geben Ihnen einen Einblick, welche Auswirkungen die Schichtarbeit haben kann und welche präventiven Maßnahmen Unternehmen in Richtung Arbeitszeit und Arbeitsgestaltung ergreifen können.

Die Schichtarbeit im Überblick

Bei der Schichtarbeit wird der Arbeitnehmer nach einem bestimmten Plan versetzt nacheinander an der gleichen Arbeitsstelle eingesetzt. Die Schichtarbeit ist bereits in vielen deutschen Betrieben etabliert und erfreut sich einem ständigen Wachstum. Die Gründe für den stetigen Anstieg der Schichtarbeitenden sind zum einen mit erhöhten Auftragsvolumina, die pünktlich erfüllt werden müssen, und zum anderen mit dem vermehrten Bedarf an Rund-um-Dienstleistungen gefunden. Aber auch der demografische Wandel spielt eine gewisse Rolle beim Anstieg der Schichtarbeit.

Wie tickt der menschliche Körper?

Der menschliche Körper ist auf den Tag-Nacht-Rhythmus angewiesen. So werden, je nach Eintreten von Licht-Dunkel-Faktoren, bestimmte hormonelle und nervale Signale im Körper ausgelöst. Mit Hilfe dieser Signale und des Tag-Nacht-Rhythmus findet eine Synchronisation der so genannten inneren Uhr statt. Der Körper benötigt vor allem Schlaf und Ruhe, um Regenerationsprozesse durchzuführen. Energiereserven werden wieder aufgefüllt, das Immunsystem wird gestärkt und Eindrücke des Tages werden verarbeitet. So ist der Körper am nächsten Tag wieder fit und munter für den Alltag.

Welche Auswirkungen hat die Schichtarbeit?

Während der menschliche Körper auf den Tag-Nacht-Rhythmus angewiesen ist und dadurch die innere Synchronisation steuert, stört das Eintreten einer Schichtarbeit diesen Rhythmus und die Synchronisation. Die Schichtarbeit kann negative Auswirkungen haben, wenn der Rhythmus bzw. die Synchronisation wiederholt und über eine längere Zeit außer Takt gerät.

Derartige Beeinträchtigungen können weitreichend sein: angefangen von Schlafdefiziten und Schlafstörungen bis hin zu Appetitlosigkeit, Störungen des Magen-Darm-Traktes, erhöhter Nervosität und Reizbarkeit, Herabsetzungen der Reaktions- und Leistungsfähigkeit sowie Beeinträchtigungen des Kurzzeitgedächtnisses und weitere gesundheitliche Störungen. Insbesondere Frauen berichten über einen Anstieg der Ängstlichkeit, während Männer zu depressiven Verstimmungen neigen.

Allgemein kann die Schichtarbeit als Stressor wirken und so auch zu Problemen im familiären und sozialen Umfeld führen. Ein weiterer Aspekt, der bedingt durch einen gestörten Schlaf-Wach-Rhythmus als Folge der Schichtarbeit eintreffen kann, ist das Auftreten von Heißhungerattacken.

Darüber hinaus kann die Schichtarbeit auch zu Schläfrigkeit während der Arbeit führen und somit gleichzeitig für geringere Reaktionszeiten sorgen. Einhergehend damit ist das erhöhte Risiko für Arbeits- und Wegeunfälle auf dem Weg nach Hause. Bei Untersuchungen des Instituts für Prävention und Arbeitsmedizin (IPA) an weiblichen Beschäftigten im Pflegedienst ist aufgefallen, dass vor allem die erste Nacht im Schichtdienst negative Auswirkungen auf die Reaktionsfähigkeit hat. Ab der zweiten Nacht gestalten sich die Werte aber wieder nahezu identisch mit denen einer normalen Arbeitszeit.

Die Schichtarbeit und die Gesundheit

Die Schichtarbeit führt bei den Beschäftigten im Vergleich zur normalen Arbeitszeit überdurchschnittlich oft zu Diabetes, Herz-Kreislauferkrankungen sowie Krebs. Insbesondere zwischen der Nachtarbeit und bestimmten Tumoren der Brust, Prostata und des Darms besteht eine relativ deutliche Assoziation. Die Ursache dafür könnte im veränderten Tag-Nacht-Rhythmus liegen.

Allerdings ist eine Aussage, ob Schichtarbeit wirklich langfristig krank macht, nicht fundiert zu treffen. Mögliche Auswirkungen können aufgrund der Vielzahl an unterschiedlichen Schichtarbeitsformen nicht eindeutig belegt werden. Somit wäre es sinnvoller, herauszufinden, welche Schichtarbeitsform für welchen Beschäftigten in welchem Lebensalter am besten geeignet ist. Die Schichtverträglichkeit sinkt nämlich mit dem Alter. Darüber hinaus entscheidet das Alter und der Chronotyp über die gesundheitlichen Effekte der Schichtarbeit. Beim Chronotyp wird zwischen dem Frühtypen und dem Spättypen unterschieden. Während der Frühtyp früh problemlos aufstehen kann, fällt dem Spättypen das Aufstehen ungemein schwerer.

Einsatz präventiver Maßnahmen durch die Arbeitgeber

Im Hinblick auf den Arbeitsschutz und die Arbeitsmedizin können Unternehmen einige Maßnahmen implementieren, welche sich positiv auf die Arbeitsgestaltung und die Arbeitszeit auswirken. So werden vorwärts rotierende Schichtpläne, sprich das Einhalten der Reihenfolge Nacht-, Früh-, und Spätschicht, von den Beschäftigten meist besser vertragen.

Außerdem ist es zu empfehlen, kurze Nachtschichtphasen, also maximal drei Nachtschichten in Folge mit ausreichend Pausen anzubieten. Des Weiteren sollte der Einsatz der Beschäftigten bei der Schichtarbeit langfristig und verlässlich geplant und unnötige Nachtschichtarbeiten vermieden werden. Besondere Belastungen können durch Freizeit statt durch Geld ausgeglichen werden. Auch das Einplanen von Gleitzeit oder kürzeren Arbeitszeiten beim Schichtsystem ist eine Möglichkeit.

Für einen besseren Allgemeinzustand kann das Unternehmen zudem durch ein entsprechendes Beleuchtungssystem, eine harmonische Teamzusammenstellung, Pausenräume und ein Angebot von gesunden Snacks sorgen. Durch die Schichtarbeit wechseln nämlich auch die Dauer und die Häufigkeit der Nahrungsaufnahme der Beschäftigten. Damit diese auch im Schichtbetrieb körperlich leistungsfähig und psychisch gesund bleiben, ist eine gesunde und genussvolle Ernährung von immenser Wichtigkeit. Für den Arbeitnehmer ist es unumgänglich, sich gesund zu ernähren, viel Obst und Gemüse zu essen, weitgehend auf Fast Food und Süßigkeiten zu verzichten sowie regelmäßig Sport zu betreiben.

Förderung der gesunden Ernährung während der Schichtarbeit

Arbeitgeber haben verschiedene Möglichkeiten, die gesunde Ernährung der Mitarbeiter in Schichtarbeit zu fördern. Dafür können diese Informationsveranstaltungen zur richtigen Ernährung für jede Schichtarbeit organisieren und die Mitarbeiter über die besten Essenszeiten und die bekömmlichsten Nahrungsmittel in Abstimmung mit dem Schichteinsatz aufklären. Weiterhin können den Arbeitnehmern Kochkurse für eine schnelle und leichte Küche angeboten werden und das Angebot in der Kantine oder Cafeteria mit gesunden Snacks ergänzt werden. Eine weitere gute Maßnahme ist es, den Beschäftigten zu ermöglichen, dass diese ihre eigenen mitgebrachten Speisen in der Arbeit warm machen können.



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