23.01.2020
Lärm am Arbeitsplatz betrifft täglich etwa 4 bis 5 Millionen Menschen in Deutschland. Die Auswirkungen von ständigen Lärmbelästigungen wiegen schwer. Diese reichen von gesundheitlichen Folgen bis hin zu arbeitsbezogenen Auswirkungen. Wir erklären Ihnen, was Lärm ist, wie viel davon in Ordnung ist und zeigen Ihnen, welche die sinnvollsten Arbeitsschutzmaßnahmen sind. So ist eine Lärmbelästigung am Arbeitsplatz in Zukunft kein Problem mehr.
Was ist Lärm und wie wird dieser wahrgenommen?
Unter dem Begriff Lärm versteht man ein Geräusch, welches für den Hörenden als störend oder unerwünscht empfunden wird. Dabei lenkt dieser Lärm die Wahrnehmung und Aufmerksamkeit des Menschen auf sich, während die eigentliche Aufgabe – die Arbeit – zur Nebensache wird. Bei Lärm ist zwischen kurzfristigen, unerwarteten Geräuschen und einer kontinuierlichen Belastung zu unterscheiden.
Die Lärmbelästigung wird subjektiv wahrgenommen und ist damit für jeden Menschen unterschiedlich. Dabei steht der Schallpegel, ab dem Lärm Stress auslöst, im Fokus. Dieser Schallpegel ist nämlich auch bei jedem Individuum unterschiedlich. Sind bestimmte Geräusche für manche Menschen nervig, tolerieren oder empfinden andere diese hingegen als angenehm. So wird deutlich, dass die individuelle Wahrnehmung und Empfindlichkeit dafür entscheidend sind, wie sehr die eigene Arbeit unter der Lärmbelästigung leidet. Beim Thema Lärm spielen verschiedene psychologische Aspekte, wie etwa die Wahrnehmung, die Sensibilität oder auch vorhandene Stressbewältigungsmechanismen der Menschen eine große Rolle.
Allgemein bekannt ist, dass die Leistung eines Menschen bei einem hohen Lärmpegel stetig abnimmt. Besonders deutlich zeigt sich dieser Leistungsabfall beim Bearbeiten von komplexen Aufgabenstellungen. Tritt dort eine hohe Lärmbelästigung auf, nimmt sowohl die Bearbeitungsdauer für die Aufgabe als auch die Fehlerrate zu. Doch nicht nur auf die Arbeit an sich hat der Lärm direkte Auswirkungen. Lärmbelastungen wirken sich nachweislich auch auf die physische und psychische Befindlichkeit der Menschen aus. So sollten vor allem Extremreize vermieden werden.
Wie viel Lärm am Arbeitsplatz ist in Ordnung?
Eine gesetzliche Vorschrift, wie viel Lärm am Arbeitsplatz in Ordnung ist, gibt es nicht. Nichtsdestotrotz setzt die Arbeitsstättenverordnung (ArbStättV) für alle Arbeitsplätze fest, den Schalldruckpegel möglichst gering zu halten, um so das Wohlbefinden der Arbeitnehmer sicherzustellen. Für Tätigkeiten im Büro wird dabei ein Pegel von 45 bis 55 dB (Dezibel) empfohlen. Dieser Pegel ist allerdings ein Durchschnittswert, der über einen längeren Zeitraum ermittelt wurde. Das bedeutet, dass über den Arbeitstag verteilt schon mal höhere Dezibelwerte vorkommen können, die keine gesundheitlichen Auswirkungen nach sich ziehen.
Um ein Gefühl zu bekommen, wie laut bzw. mit welchen Geräuschen 45 bis 55 dB vergleichbar sind, haben wir eine kleine Liste mit Beispielen für gewisse Dezibelwerte aufgestellt.
- 20 bis 40 dB: Diese Werte sind vergleichbar mit einem ständigen Ticken eines Weckers oder der Inbetriebnahme eines Ventilators
- 40 bis 60 dB: In diesem Bereich liegt die normale Lautstärke eines Gesprächs sowie eines leisen Radios
- 60 bis 80 dB: Diese Werte werden sowohl bei einem lauten Gespräch sowie beim Schreiben mit einer Schreibmaschine oder durch Autos sowie Rasenmäher erreicht
- 110 dB: Über 100 dB erreichen Geräte, wie etwa eine Kreissäge oder auch ein Presslufthammer. Gleichzeitig stellt dieser Wert die Schmerzgrenze der Menschen dar
Ab einem Wert von 65 dB reagiert der Körper eindeutig auf Lärm. Bei höheren Werten, genauer gesagt ab 80 dB, können Hörschädigungen auftreten, sofern keine Schutzmaßnahmen ergriffen werden.
Welche Folgen kann Lärmbelästigung haben?
Tritt eine Lärmbelastung während der Arbeit auf, senkt diese sowohl die Effektivität als auch die Konzentrationsfähigkeit des Menschen. Aufgrund einer geringeren Konzentration steigt dadurch die Unfallgefahr und Fehlreaktionen treten vermehrt auf. Denn durch eine Lärmbelästigung sinkt die Reaktionszeit und stattfindende Denkvorgänge laufen langsamer ab.
Weiterhin kann Lärm Stressreaktionen im Körper auslösen. Solche Reaktionen, die zu den psychischen Belastungen gehören, können gesundheitliche Schäden und körperliche Folgen nach sich ziehen. Zu den möglichen Schädigungen zählen Herzrasen, Schlafstörungen, Herzkreislauferkrankungen, Bluthochdruck, Migräne, Magen-Darm-Beschwerden sowie Herzinfarkte. Zu den gängigsten Folgen einer Lärmbelästigung zählt die Lärmschwerhörigkeit, die auch eine der häufigsten Berufskrankheiten darstellt.
Ist die Lärmbelästigung über einen längeren Zeitraum vorhanden, können sich die negativen Auswirkungen und gesundheitlichen Folgen steigern. So sind Menschen, die unter ständigem Lärm leiden, von Ineffizienz, Konzentrationseinbrüchen und Gereiztheit betroffen. Diese Faktoren münden letztendlich in einem Anstieg der Krankheitstage.
Was kann man gegen Lärm unternehmen?
Um von Beginn an eine Lärmbelästigung zu vermeiden bzw. einzudämmen, können die Betriebe und Unternehmen eine präventive Vorarbeit leisten. So empfiehlt sich bei der Planung der Arbeitsplätze auf ein Konzept zu achten, welches Belastungen durch Lärm eindämmt. Unter der Berücksichtigung des Geräuschpegels wird in diesem Konzept also geplant, wo geräuschverursachende Geräte wie Drucker oder Kopierer stehen oder ob die Wände und Türen geräuschabsorbierend sind.
Darüber hinaus ist es sinnvoll, regelmäßig Gesprächstermine mit den Beschäftigten durchzuführen. Diese können wertvolle Informationen und Hinweise zu möglichen Lärmquellen und Lärmbelästigungen am Arbeitsplatz liefern. Außerdem ist die Belegschaft über präventive Verhaltensweisen regelmäßig zu informieren bzw. zu unterweisen.
Um die Gesundheit der Mitarbeiter zu schützen, sollten mögliche Lärmbereiche als Gefahrenbereiche ausreichend gekennzeichnet werden. Im Rahmen der arbeitsmedizinischen und sicherheitstechnischen Betreuung können Unternehmen den Beschäftigten die Angebots- und Pflichtvorsorge gemäß der arbeitsmedizinischen Vorsorgeverordnung anbieten.
Lärmschutz am Arbeitsplatz
Um einen Arbeitsplatz schützen zu können, sind gewisse Arbeitsschutzmaßnahmen zu empfehlen. Diese sollten immer nach dem so genannten TOP-Prinzip angewendet werden. Das bedeutet, dass zuerst technische, dann organisatorische und zu guter Letzt persönliche Schutzmaßnahmen zu ergreifen sind.
So zählen hängende Schallschutz-Elemente, wie Schallschutzhauben, oder auch Schallisolierungen für die Fenster zu den technischen Schutzmaßnahmen. Darüber hinaus ist der Einsatz von geräuschdämmenden Bodenschutzmatten oder schallschluckenden Fußböden, Decken oder Wänden sinnvoll. Diese erhöhen den Lärmschutz und bedeuten gleichzeitig keinen Verlust von Stellflächen. Ein weiteres technisches Mittel ist die Verwendung von lärmarmen Arbeitsmitteln, wie etwa leise Tastaturen.
Zu den organisatorischen Schutzmaßnahmen gehören feste Trennwände, die entweder für die Schreibtische gedacht sind oder auch als Stellwände im Büro aufgestellt werden können. Diese mindern die Lärmquellen aufgrund von schallabsorbierenden Eigenschaften. Gleichzeitig beruhigen und strukturieren diese die Räume bzw. die Arbeitsplätze und schaffen Privatsphäre. Mit Hilfe von Trennwänden können störende Reize, wie Gespräche, lautes Tippen oder auch Telefonate, eingedämmt werden. Eine weitere organisatorische Schutzmaßnahme wäre das Installieren von festen Telefonzeiten.
Bei einer Arbeit an Geräten oder Maschinen ist hingegen die Benutzung von persönlicher Schutzausrüstung (PSA) meist unumgänglich. Bei kontinuierlichen Belastungen (ständiges und gleichmäßiges Surren oder Bauarbeiten) hilft der Einsatz von wirksamen Gehörschutz.
Mit geeigneten Maßnahmen gegen den Lärm
Lärm kann starke Auswirkungen haben, wenn es um die Beeinflussung der Qualität und Effizienz der geleisteten Arbeit geht. Dabei ist es wichtig, die Ursachen für die Lärmbelästigung festzustellen und unnötige Geräusche zu vermeiden. Leiden die Mitarbeiter unter Lärmbelastungen, bedeutet das nicht nur Stress, sondern kann sowohl für die Arbeit als auch für den Mitarbeiter selbst starke negative Auswirkungen haben.
Eine geeignete Methode, um möglichen gesundheitlichen Schädigungen in Folge von Lärmbelästigung entgegenzuwirken, ist eine Problemanalyse mit anschließender Maßnahmenimplementierung. Es sollten geeignete und sinnvolle Maßnahmen geschaffen und umgesetzt werden, mit denen der Geräuschpegel ein gesundes Niveau erreicht.
Damit leisten Betriebe und Unternehmen einen wichtigen Beitrag für das Wohlbefinden ihrer Belegschaft. In einer gesunden Arbeitsatmosphäre ohne Lärmbelästigungen können die Mitarbeiter so auch ihr volles Leistungspotenzial ausschöpfen.